Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

"Puppy 1 & 2"

20161030_123214_BAE5271
Alligator "Puppy 1" am Marsh Trail, en Thousand Islands NWR, Everglades, Florida

Zum Frühstück gibt es den Rest der Calzone von gestern Abend (ja, das war die mit dem sanften „s“!) mit Kaffee; später noch einen Müsliriegel. Wir packen unseren ganzen Kram zusammen, ich mache noch ein paar Bilder am HideAway Village, dann heißt es hier Abschied nehmen. Die ersten Meilen entsprechen denen von gestern zum Outlet - daher kennen wir die wunderbare Wohngegend mit den hübschen Briefkastenhaltern schon. Da gibt es Delfine, Frösche, Angler, Manatees, Störche, Seepferdchen, Surfbretter und vieles mehr, in das liebevoll die typischen amerikanischen Briefkästen eingearbeitet sind. Leider können wir dort keine Bilder machen, da die Straße zu stark befahren ist.

35 mi südlich erreichen wir Naples, einen wohlhabenden Küstenort. Der Name ist angelehnt an „Neapel“; die Stadt ist durchzogen von vielen Kanälen, in denen die Yachten der Anwohner „parken“. Wir navigieren gleich ins Zentrum der Stadt. Old Naples befindet sich um die 5th Ave South herum. Dort gibt es neben sehr netten Wohnhäusern auch Galerien, teure Boutiquen, Restaurants und Straßencafes. Palmen säumen den weißen Sandstrand mitten in der Stadt, der sich meilenlang fortsetzt. Nach einem kurzen Spaziergang an der Beach erreichen wir den Pier, der hier 300 Meter weit ins Meer hinein ragt. Viele Angler sind am Start. Es ist Sonntag morgen und so sind Väter mit ihren Söhnen beim Fischen - aber auch so manche Lady zieht hier einen Fisch an Land.

Die obligatorischen Pelikane und Kleinvögel jagen ebenfalls, was das Zeug hält. Uns gefällt es wieder sehr, einfach zuzusehen und die Seele baumeln zu lassen. Sogar Delfine lassen sich sehen zur Feier des Tages. Nur wenige Schritte von der Pier entfernt stoßen wir (planmäßig) auf das hübsche „Palm Cottage“. Die ist das älteste Gebäude der Stadt. Das weiße Haus steht in einem grünen Garten und stimmt uns schon mal ein auf die Architektur und Atmosphäre von Key West.

Wir haben in den letzten Tagen schon viele nette Orte kennen gelernt - Old Naples gefällt uns aber ungemein gut; vielleicht bisher am besten. Das kann natürlich auch daran liegen, dass es hier am Sonntag morgen so verdammt gemütlich zugeht. Zum Abschluss unseres Besuchs holen wir uns im „Bad Ass Cafe“ noch zwei super leckere Kona-Coffee-Latte - das ist der gute, kräftig schmeckende Kaffee aus Hawaii.

Weiter geht es auf dem Tamiami-Highway #41 S. Dass wir nun durch die Everglades rollen, ist nicht zu übersehen. Rechts und links der Straße nur grüne Fläche, wie immer mit viel Wasser - jetzt aber im typischen Everglades-Look. Ich meine in einem Wasserloch einen Alligator gesehen zu haben und drehe deshalb mal um. Fehlanzeige; auf dem Rückweg haben wir aber eine Einfahrt zu einem ausgewiesenen Trail gesehen, den wir gar nicht auf der Rechnung hatten.

Kurz entschlossen stellen wir das Auto ab, schnappen uns unsere Kameras und erkunden das „Ten Thousand Islands National Wildlife Refugee“ auf dem „Marsh Trail“. Puh, heiß hier in der Mittagssonne! Und einsam ist es wieder; kein Mensch zu sehen. Der Wanderweg führt wie gewohnt am Wasser entlang. Da erreichen wir einen kleinen Aussichtsturm und als ich gerade ein Bild von Gabi mit diesem kleinen Bauwerk mache fuchtelt sie mit den Armen: da hat sie doch tatsächlich auf der anderen Wegseite unseren ersten freischwimmenden Alligator gesehen. natürlich versuchen wir, ein paar Bilder zu machen. Da kommt ein älteres Paar auf dem Fahrrad daher, wir zeigen stolz unsere Entdeckung und was sagt er? „It’s a puppy Alligator!“ Ein „Püppchen-Alligator!“ Frechheit. Nun ja - er verspricht uns, dass wir morgen deutlich größere Brocken zu sehen bekommen werden. Ist ja ok - ich fand „Puppy“ dennoch klasse!

Nur noch 25 Kilometer, dann erreichen wir Everglades City. Klingt imposant, ohne Zweifel. Aber: was ist das hier für ein armseliges Nest! Kein Problem - aber wenn das hier eine „City“ ist, dann war „Puppy“ ein Monster! Es gibt ein paar Häuser - und sonst fast nichts. Aber eine City Hall (Rathaus) haben die hier als wären sie Washington DC.

Nun ja - unser Bed & Breakfast ist größer als gedacht; unser Zimmer richtig gut. Die Dame an der Rezeption sagt, dass „Speedy’s Airboat Tours“ gleich nebenan sehr gut sei; gute Fahrer, max. 6 Leute pro Boot, Fahrt durch die Mangroven und über das Grasland - perfekt. Sie bucht uns mit Rabatt für 45 Minuten später dort ein. Klasse - das war unser letzter geplanter Programmpunkt für heute.

Wir gehen etwas früher rüber und da noch Platz auf einem früheren Boot ist sitzen wir in Null Komma Nix auf einem dieser Propellerboote. Gabi hinter mir, ich vorne. Ohrschützer auf (die Boote sind höllisch laut) und ab geht die wilde Sause mit Jeff, unserem Kapitän. Das ganze gefällt uns richtig gut; es geht ab wie erwartet. Durch enge Mangrovenkanäle und mit full speed über das Grasland. Zwischendurch mal ein 360 Grad Power-Slide; eine Mischung aus Naturerlebnis und Achterbahn. Auch hier sehen wir einen Alligator dösen - „Puppy 2“ würde ich mal sagen. das sind tolle 60 Minuten, die wir nicht vergessen werden - so was macht man ja nicht alle Tage.

Eine echte Empfehlung für diese Gegend sind die täglich frisch gefangenen „Stone Crabs“. Gemeint sind große Scheren der Krabben, die nach dem Fang gekocht werden. Die Scheren genießt man kalt mit Zitrone oder Butter. Nun gut: kennen wir nicht - müssen wir kennen lernen. Nach einem Kurzbesuch des Gulf Coast Visitor Center des Everglades NP hier im Ort kehren wir im „The Oyster“ ein und fragen dort eben nicht nach Austern, sondern nach frischen „Stone Crab“ in der Vorspeisenvariante. Kurz darauf stehen 6 dieser Scheren vor uns. Von der Bedienung lassen wir uns eine Anleitung geben - lecker!! Das war echt was Feines - nicht zum satt werden, aber sehr schmackhaft, besonders mit Zitrone.

Zurück zum Zimmer, Auto abstellen. Jetzt noch was richtiges zwischen die Zähne, bevor es dunkel wird und die Moskitos kommen. In der Nachbarschaft soll es ein Grillrestaurant geben - haben sie gesagt. „Beim gelben Auto rechts“ haben sie gesagt. Mensch Meier - so was habe ich noch nicht gesehen. Es gibt das gelbe Auto wirklich - das gesamte Umfeld inkl. Restaurant kann man aber nur mit „skuril“ bezeichnen. Immerhin sitzen wir direkt am Wasser. Burger und Fisch-Sandwich sind aber eher mittelmäßig. Satt werden wir natürlich dennoch.

Nun ist es dunkel, wir haben den Pool direkt vor unserer Tür ausprobiert; Schwimmbewegungen gehen bei Gabi aber nun doch noch nicht. Klasse ist, dass der Pool komplett von einem Moskitodach überspannt ist. Wäre sonst wahrscheinlich auch gar nicht machbar. Wenn wir dem Reiseführer glauben, wird man nach Sonnenuntergang hier gleich von den kleinen Biestern aufgefressen, wenn man rauskommt. Also bleiben wir drinnen.

Nun gibt es noch ein Glas Wein und vielleicht einen Film im Fernsehen. Morgen folgt „Everglades - Teil 2“ mit der Tour in den Nationalpark. Gute Nacht!

Tagesetappe: 108 Kilometer
Übernachtung: Ivey House B&B, Everglades City, Florida
© 2016 Gabi & Jürgen E-Mail an uns ..../E-Mail to us ...