Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Wo sind die Superreichen von Fort Lauderdale?

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Yacht vor einer Villa in Fort Lauderdale, Florida

Erwartungsgemäß sind wir früh wach. So bearbeiten wir unsere ersten Fotos und sind um 06:45 Uhr startklar für den ersten Spaziergang. Warm ist es - wie schön. Unterwegs ist um diese Uhrzeit kaum jemand. Sonnenaufgang ist gegen halb Acht. Die 10 Minuten bis zum Strand sind schnell gelaufen. Auch die Lage unseres Bed & Brekfast ist perfekt.

Wir genießen die Ruhe und das Farbenspiel am Horizont. Hier am Strand sind dann doch einige andere Frühaufsteher, die ebenfalls auf die Sonne warten oder bereits sportlich unterwegs sind. Der eigentliche Sonnenaufgang ist unheimlich schnell vorbei, das schöne Licht nicht. So schlendern wir den Strand entlang und machen noch ein paar Bilder von den Hütten der Lifeguards, die hier im Art Deko District ebenfalls pastellig gestaltet sind. Eine Gruppe gibt sich ganz dem Yoga hin und später sehe ich beim Platzieren der Bilder, dass diese Stelle selbst in Google Maps als „3rd street beach yoga“ bezeichnet ist.

Der zweite Teil unseres Spaziergangs gehört noch einmal dem Ocean Drive und jetzt in der frühen Morgensonne sind die Fassaden der Hotels und Restaurants besonders hübsch angeleuchtet. Das gefällt uns sehr. Dabei kommen wir auch bei der Villa „Casuarina“ vorbei. Die gehörte mal Versace - sehr edel. Leider wurde der Hausherr hier auf den Stufen quasi „am Gehsteig“ von einem verwirrten Kerl erschossen.

Pünktlich zum Frühstück sind wir wieder „zu Hause“. Und das lohnt sich wirklich. Charly empfängt uns in seiner superfreundlichen Art, die schon fast weh tut. Wir setzen uns in den Garten, denn ein Frühstück bei angenehmen Temperaturen unter freiem Himmel ist an diesem Sonntagmorgen ganz nach unserem Geschmack. Los geht es mit Kaffee, einem großen Glas O-Saft und einem liebevoll angerichteten Becher Yoghurt mit frischem Obst und Krokant.

Anschließend wählen wir ein Omelett mit Tomaten, Schinken, Käse und Zwiebeln; dazu gibt es Toast, Butter und Marmelade (wenn man mag). Die Pfannkuchen am Nebentisch (bestrichen mit Nutella) sehen auch verführerisch aus, aber wir strecken die Waffen.

Die Fotos bis hierhin habe ich auf der Website unter „01 Miami Beach“ abgelegt, also hier gerne noch einmal reinschauen!

So gestärkt packen wir zusammen; es ist spät geworden. Kurz noch mit den Eltern skypen, dann rollen wir die Collins Avenue entlang. Diese Formulierung habe ich in vielen Tagebucheinträgen so oder ähnlich schon verwandt. Heute ist das „rollen“ aber wörtlich zu nehmen. Wir waren darauf gefasst, dass hier alles langsamer voran geht, aber dass „fahren“ hier auf dem Hwy. #A1A wirklich nicht mehr als ein stetiges „stop & go“ ist, hätten wir dann doch nicht gedacht. Auf der Collins Ave. ist das noch sehr ok, denn es gibt viel zu sehen. Wie sagte der Reiseführer? „ Eine Fahrt über die Collins Ave. nach Norden ist wie eine Zeitreise durch die amerikanische Architektur: von den pastelligen 1930ern über die sachlichen 1950er bis in die postmoderne 1990er-Jahre. “

Bald sehen wir rechts auch das Hotel „Fontainebleu“. Jeder kennt die Szene, in der Sean Connery alias James Bond 007 vom Balkon dieses Hotels Fiesling Gerd Fröbe beobachtet und ihm (eine Schönheit der frühen 60er im Arm) per Funk den Spaß beim Pokern verdirbt. Nun - das war hier.

Später geht es etwas besser voran auf der #A1A. Uns ist aber klar, dass wir so nicht bis Vero Beach weiter fahren können. Dann sind wir morgen noch nicht da. Erstmal steuern wir aber einen an der Strecke liegenden „Publix“ Supermarkt an und kaufen 36 Flaschen Wasser, Wein und Unmengen Chips/Nachos mit Salsa etc. Beim Kauf einer Tüte der Größe „Party“ bekommen wir nämlich eine weitere gratis dazu. Und da wir Chips und Nachos wollen haben wir nun mit 4 Megatüten wahrscheinlich den Urlaubsbedarf gedeckt.

In Fort Lauderdale soll es besonders schön sein, eine Bootsfahrt durch das „Venedig Amerikas“ zu machen. Also parken wir am „Seabreeze Drive“ auf dem „Oceanside“ Parkplatz und suchen entsprechende Angebote. Der Schaufelraddampfer „Jungle Queen“ soll hier irgendwo seinen Liegeplatz haben und solche Touren anbieten. Nach etwas Fußweg und herumirren finden wir sie auch. Die von uns angepeilte 90-Minuten-Tour war aber bereits um 11 Uhr. Die nächste dauert 3 Stunden und das ist uns zu lang. Also fragen wir etwas rum und kommen auf die (sehr gute) Idee, Wassertaxi zu fahren.

An der Anlegestelle warten wir und plötzlich kommt zu unserer Überraschung eine grüne Echse um die Ecke, die ich in dieser Größe noch nie und erst Recht nicht in freier Wildbahn gesehen habe. So ganz wohl ist mir auf dem engen Steg nicht, aber ich nähere mich langsam und vorsichtig nah genug heran (50 cm?) um ein gutes Foto zu schießen (finde ich - was meint ihr?).

Da kommt das gelbe Wassertaxi, wir steigen ein und die Fahrt ist genau das, was wir uns vorgestellt haben. Natürlich hätten wir an allen Haltepunkten auch aussteigen und später in ein anderes wieder einsteigen können. Machen wir nicht, denn wir möchten ja eine Rundfahrt erleben und in 2 Stunden wieder am Auto sein.

Der Kapitän und sein Ticketverkäufer erzählen ohne Unterlass, wer wo was gekauft hat und was es kostete. Das ähnelt sehr der Tour durch die „Hollywood Hills“ in LA - hier nur mit Wasser, Yachten und ohne Berge. Die Anwesen sind riesig, sehr nobel, wirklich schön - teils modern, oft aber verspielt im „italienisch/mexikanischen“ Stil. Wohnen tun hier meist 2 Leute auf zigtausend qm Wohnfläche, 7 Bädern und einem eigenen Liegeplatz für die Yacht.

Die Summen und Erläuterungen sprengen aber alles, was wir bisher gehört haben. Wir passieren z.B. eine Yacht, der man schon ansieht, dass sie teuer ist. Sehr modern, farblich eher wie ein Kriegsschiff gestaltet. Nun ja, das Ding ist wirklich groß und der lfd. Meter kostet 3 Mio. $. Die Gesamtkosten belaufen sich auf irgendwas oberhalb 250 Mio. $. Mieten kann man das Schmuckstück auch inkl. der 26 Mann Besatzung. Also: wir zwei könnten noch 10 Freunde mitnehmen, wenn die die Kosten übernehmen (1 Mio. $/Woche). Wer möchte??

Die Fahrt ist abwechslungsreich und führt uns bis Downtown hinein. Was uns nur auffällt: die Yachten und Häuser sind da, aber wo sind diese ganzen Superreichen, denen das alles gehört? Wir sehen auf den Grundstücken oder dazugehörigen Schiffen keinen einzigen Menschen! Alle weg? Oder verstecken die sich? Wahrscheinlich! Kein erstrebenswertes Leben - finden wir!

Lustig ist die schwimmende „Tiki Bar“, die ganz im Stile einer hawaiianischen. kleinen, runden Hütte, an uns vorbei tuckert. Später sehen wir sie wieder: und da wimmelt es rundherum von kleineren Booten, die sich an der dortigen Theke mit erfrischenden Cocktails versorgen.

Zurück am Auto sind wir sehr froh, dass wir unseren Aufenthalt hier genau so geplant hatten. Nun sind es auf dem schnellsten Weg nach Vero Beach aber immer noch 2 Std. Fahrtzeit für 197 km. Es ist 15:30 Uhr und damit steht fest, dass wir die Autobahn nehmen. Die ersten 30 Minuten ist selbst hier noch viel Verkehr und anders als im Wilden Westen müssen wir schon sehr aufpassen, immer wieder richtig zu wechseln und nicht falsch zu fahren. Das klappt aber und gegen 17:45 Uhr kommen wir dann auch in Vero Beach an. 7,55 $ Maut haben wir auf der Autobahn gelassen, das war es wert.

Das Prestige Hotel Vero Beach ist von außen ein typisches Motel - unser Zimmer aber in sehr geräumiges „Studio“ mit Küche und Sitzbereich. Viel Platz. Außerdem liegt das Hotel direkt am Strand, dem wir kurz vor Sonnenuntergang noch einen Besuch abstatten. Die Wolken sehen bedrohlich - oder soll ich besser „gewaltig“ schreiben? - aus, es ist aber immer noch warm und schön. Und: der Strand ist menschenleer. Das Beste: vom Zimmer sind es nur wenige Schritte zum Wasser.

Die Lage des Hotels ist einsam, aber super! Nichts los hier, Entspannung pur. Wie würde Kollege Stephan sagen? „Wie Winternam - nur mit Wasser“. Wir spazieren die 250 Meter zu „South Beach Pizza“, einer kleinen Hütte an der Straße, die wir auf der Hinfahrt bereits gesehen hatten. Es ist nur eine Mini-Pizza-Bude, doch unsere 14 Zoll „Meat Lovers“ Pizza, die wir kurz darauf in unserer Küche verputzen, schmeckt klasse. Dazu einen Wein. Anschließend lade ich die Fotos auf den Rechner und Gabi sortiert die Koffer um. Nun sind wir vom „Wenn ein Koffer auf dem Flug verloren geht haben wir immer noch die Hälfte unserer Klamotten im anderen Koffer“-System auf das „ein Koffer Klamotten - ein Koffer sonstiges“-System umgestiegen.

Wir zappen noch kurz durchs nichts-sagende TV-Programm, dann fallen uns die Augen zu. Kein Problem, denn wir wissen, dass wir morgen früh genug wach sind, um uns um Tagebuch und Website kümmern zu können.

Tagesetappe: 254 Kilometer
Übernachtung:
Prestige Hotel Vero Beach***, Vero Beach, Florida

Welcome to Florida ...

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Gabi am Ocean Drive Beach, Miami Beach, Florida

Es geht schon wieder los - das kann doch wohl nicht wahr sein?! Doch!!

Wir haben beschlossen, dass uns zwei Wochen Sonne gut tun und da wir immer schon mal nach Florida wollten passt das gut zusammen. Flüge zu buchen war etwas tricky, denn wir wollten gerne wieder mit der Lufthansa unterwegs sein - die Direktflüge (mit A380) ab Frankfurt waren uns aber zu teuer. Nun: die Lufthansa fliegt uns von Düsseldorf nach Frankfurt, dort steigen wir um auf genau die vorgenannte teuere Flugverbindung - und das Ganze kostet mal eben 600 € weniger (!) pro Person. Verstehe ich nicht - ist dennoch gut!

Frau van Horn bringt uns um 05:30 Uhr mit Mietwagen zum Airport Düsseldorf, wir frühstücken dort, nach 40 Minuten Flugzeit sind wir in Frankfurt. Gate wechseln, nach 40 Minuten Aufenthalt ist bereits wieder boarding. Und heute sitzen wir erstmals oben im A380. Hinten sind genau 35 Economy Plätze, ruhig, geräumig - einfach klasse. Das ist ein viel entspannteres Fliegen. Verpflegung ist wieder erstklassig; die Filmauswahl auch. Als Krönung gibt es die Bundesliga live. ich schaue den Rest von Ingolstadt - Dortmund (3:3) sowie das ganze „Trainingsspiel“ der Bayern gegen Gladbach (2:0). So bezeichnete es jedenfalls der englische Kommentator - und ich muss ihm Recht geben: wer so verhalten, ängstlich, unprofessionell und drucklos in München auftritt, darf froh sein, wenn er nicht höher bestraft wird.

Es ist 15:00 Uhr, als wir in Miami landen. Die Sonne scheint, 27 Grad Celsius. So haben wir uns das vorgestellt. 45 Minuten für die Einreise, Koffer aufnehmen, Mietwagen abholen. Wir entscheiden uns für einen Jeep Patriot, der gerade einmal 289 Meilen auf dem Tacho hat. fabrikneu könnte man sagen. Leider funktionierte die USB-Steckdose im Flieger nicht und so hat mein iPhone nur noch 20% Ladung, als wir das Navi starten. 25 Minuten dauert die Fahrt nach Miami Beach; viel Wasser, noch mehr Palmen. Das sieht alles sehr nach Urlaub aus! Und das iPhone hat noch genau 1% Ladung, als wir das Auto auf dem kostenlosen Parkplatz am Bars B&B abstellen. Es ist ein kleines, aber feines Haus, dieses Bed & Breakfast.

Charly empfängt uns mit einem unglaublichen Dialekt. Er ist gebürtig aus der französischen Schweiz und lebt ofensichtlich seinen Traum an der Rezeption. Unzählige Hinweise und gute Tipps gibt er uns; wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht den ganzen Urlaub bei ihm am Tresen stehen. Ich stelle mal ein paar Fotos von der kleinen, schnuckeligen Anlage ins Netz. Alles ist liebevoll hergerichtet, bis zum persönlichen Begrüßungskärtchen im Zimmer. Wein, O-Saft und Wasser gibt es hier kostenlos (eine Lizenz zum Verkaufen wäre zu teuer und auf die Kosten käme es ihm nicht an, wenn sich die Gäste dann wohl fühlen, sagt Charly). So kredenzt er uns zur Begrüßung auch gleich zwei Weißwein mit einem Schälchen gemischter Nüsse. Wir packen dabei aus, dann spazieren wir zum Strand und machen einige Bilder. Gemütlich schlendern wir den berühmten Ocean Drive entlang. Leider ist die Sonne auf der falschen Seite - kein Fotolicht. Vielleicht kommen wir morgen früh vor dem Frühstück (soll sensationell sein, sagt das junge deutsche Pärchen gerade Rotwein schlürfend im Jaccuzzi neben uns im Garten). Zurück gehen wir über die Collins Avenue.

Hier ist der Art Deco District; sehr schöne pastellfarbene Häuser! Und die Leute hier zeigen, was sie haben: Autos (Maserati, Lamborghini, Porsche, Ferrari etc. etc.), Muskeln, Sixpacks, Boddys, Brust, Bademoden, Cocktails (in goldfischglasgroßen Gläsern). Dazu hippe und hoppe Musik aus großen Anlagen. 3 Männer spachteln Meeresfrüchte; im Eiskühler liegt eine Literflasche Johnny Walker Black Lable. Na dann Prost! Ein anderes Amerika, als wir es kennen, etwas Ballermann, aber am Strand und auch an den Straßen durchaus einladend. Hier sollte man alles zu Fuss oder mit den kostenlosen Kleinbussen machen - Parkplätze Fehlanzeige, Abschleppen teuer (Hinweis Charly). Vorsicht bei Essen und Getränken auf dem Ocean Drive - Touri-Abzocke (warnt Charly).

Im nahegelegenen Supermarket (Tipp Charly) lassen wir uns ein Sandwich der Extraklasse als Abendessen stapeln. Das haben wir gerade hier im Garten unter Palmen gegessen und jetzt beschließen wir den Tag bei Weißwein, Tagebuch, Fotos und Website.

Habe mir vorgenommen, in diesem Urlaub etwas kürzer Tagebuch zu schreiben; immer in der Erwartung, dass es hier ja nicht so viel zu berichten gibt, weil wir viel am Strand sind. Ob das klappt? Wir werden sehen! Jedenfalls stimmte das Tagesmotto: „Let the sun shine!“ Das tat sie - und wir freuen uns auf erlebnisreiche 14 Tage Florida. Gute Nacht nach good old Germany!


Tagesetappe: 8.164 Kilometer geflogen, 21 Kilometer gefahren
Übernachtung:
Bars B&B South Beach Hotel***, Miami Beach, Florida
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