Tagebuch



Gabi & Jürgen on Tour ...

Wildlife ...

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Alligator-Babys im Shark Valley, Everglades NP, Florida

Was für ein ausgefüllter Tag! Wunderbar! Geschlafen hatte ich leider nicht so gut; noch vor dem Frühstück habe ich dann einige dienstliche und private Mails erledigt. Musste sein.

Auch wenn ich gestern Abend über Everglades City hergezogen habe: Das Ivey House B&B ist uneingeschränkt zu empfehlen. Nicht nur die Zimmer waren gut - auch das Frühstück war klasse!Es gab sogar „richtiges“ Vollkornbrot und 3 Sorten Schnittkäse (das habe ich bislang noch nirgendwo erlebt in den Staaten). Wir greifen kräftig zu; frisches Obst und O-Saft sowie Joghurt gehören natürlich auch dazu.

Die Sonne scheint vom blauen Himmel, wir tanken nebenan voll und machen uns auf den Weg nach Osten. Schon bald taucht rechts am „Tamiami“(Tampa-Miami)-Highway #41 das kleinste Postamt der USA auf. Das hatten wir „auf dem Zettel“ und so stoppen wir natürlich für einige Fotos. Es ist so klein, dass es Sonderregelungen für die Zustellung von Paketen gibt. da im Postamt wirklich kein Platz ist, werden Pakete hier nicht angenommen. Mitten in den Everglades sitzt also eine Beschäftigte (nicht geringen Umfangs) den ganzen Tag auf 2 qm. Toilette? Fehlanzeige; wahrscheinlich muss sie im Falle eines Falles die Straße runter zum nächsten Haus laufen/fahren. Wir sagen kurz hallo und bieten ihr eine unserer eisgekühlten Starbucks-„Frappuccino“-Flaschen an. Sie freut sich riesig und bedankt sich mit einer Postkarte; Motiv: „ihr“ Postamt!

Weiter geht es schnurgerade über die #41 immer durch die „Glades“ bis irgendwann rechts das „Shark Valley“ auftaucht; ein Teil des Everglades NP. Wir entrichten unser 25,00 $ Eintrittsgebühr, da sich ein Jahrespass für diesen Urlaub nicht rechnet und unser alter abgelaufen ist. Nach einer Kurzinfo im Visitor Center gehen wir den empfohlenen „Bobcat Boardwalk“ ab, einen Brettersteg durch dichtes Gestrüpp und über ewige Wasserflächen hinweg. dabei stoßen wir auf eine Schulklasse, die hier Freiluftunterricht hat und „Stationen“ abläuft, die von Freiwilligen und Rangern besetzt sind. Hier lernen Sie etwas über Wasserverbrauch und -haushalt, dort über Alligatoren. Wir werden kurzerhand in den Unterricht eingebaut („Wofür verbrauchen Touristen Wasser?“).

Anschließend gehen wir die „Tram Road“ entlang. Die ist 15 Meilen lang und kann entweder auf einer gebuchten Tour mit einer „Tram“ oder mit Leihfahrrädern abgefahren werden. Oder man geht - wie wir - einfach so lange zu Fuß, wie man möchte; gleicher Weg zurück. Rechts ein natürlicher, schmaler Kanal, links dichtes Gestrüpp mit Wasser drunter. Überall könnten die Alligatoren lauern - es ist sehr spannend, hier entlang zu laufen und Ausschau zu halten. Dabei zeigen sich diverse Vögel und lassen mich so nahe heran, dass ich tolle Fotos machen kann. Auch die Spiegelungen im Wasser sind sehens- und ein Foto wert.

Und wieder ist es Gabi, die die besseren Augen hat: während ich das von ihr entdeckte Exemplar (das nur 2 Meter entfernt ganz ruhig im Wasser liegt) fotografiere tippt sie mir auf die Schulter und zeigt mir die Kinderstube, in der ca. 10 Babys liegen, quietschen und übereinander krabbeln. Hätte ich nicht gesehen! Jetzt verstehe ich aber den Blick der „Mama“: ein Auge auf mich gerichtet, das andere auf die Brut - komme ihr ja nicht zu nahe. Tue ich nicht!! Ich mache viele Bilder und wir weisen noch viele weitere Besucher auf die offensichtliche, aber dennoch gut getarnte Sehenswürdigkeit hin. Auch die Schulklasse macht sich auf den Weg, als wir ihr davon erzählen.

Dass wir hier 2 Stunden verbringen würden, hätten wir nicht gedacht. Nun aber weiter. In Florida City halten wir kurz am „Best Western“ - die Zimmer sind aber noch nicht gesäubert (wir sind ja auch zu früh). Immerhin checken wir schon mal ein und fahren dann weiter zum großen, befahrbaren Teil des Everglades NP. Ticket haben wir ja schon, also direkt zum Ernest Coe Visitor Center. Unser Planung wird gut geheißen und so starten wir in der „Royal Palm Area“ mit dem Anhinga Trail, der nach einem Wasservogel benannt ist. Breite Holzstege leiten uns über den über Sumpf. Gleich im Eingangsbereich liegt ein dicker Brocken am Wegesrand. Ich komme bis auf 1,5 Meter an ihn heran - die gucken so unheimlich! Fette, froschgroße Zikaden schleppen sich über den Weg, wenn man aus Versehen drauf treten würde, würde es bestimmt furchtbar knacken. Im Anschluss absolvieren wir noch den Gumbo Limbo Trail (er ist nach einer Gummibaumsorte benannt), der durch dschungelähnliches Dickicht führt. Und während Gabi die Restrooms aufsucht, fotografiere ich noch einen schönen Greif.

Wir fahren weiter Richtung Flamingo. Die „Ernest F. Coe and Park Road“ zieht sich 38 Meilen lang durch die verschiedenen Vegetationszonen der Everglades bis zur Südküste Floridas. Südlicher geht es (morgen) nur noch auf die Keys. Von den „Freshwater“-Bereichen geht es durch Prärie, Cypressen und Mangroven zum Küsten-Marschland mit seinen Salzwasserbereichen. Dort (bei Flamingo, dem „letzten“ Ort der Everglades) gibt es auch Krokodile, die anders als die Alligatoren im Salzwasser leben.

Zwischendurch steht ein Auto am Wegesrand. Ein einheimisches Paar mit 600er Nikon-Linsen fotografiert. Was wohl? Einen der Panther (überall Schilder: Panther X-ing)? Oder einen der Bären, die es hier gibt? Wusste ich auch nicht! Schlange? Alligator? Nein: sie fotografieren Schecken in den Bäumen! So was habe ich noch nicht gesehen. Die sehen eher aus wie schöne Muscheln - aber die sitzen ja auch nicht auf den Bäumen. Die beiden sind offenbar Experten und berichten, dass es so langweilig auch gar nicht ist. Vor zwei Jahren sei ihnen genau hier beim Schnecken fotografieren ein Alligator auf die Straße gesprungen. Da hätten sie sich aber erschreckt! Glaube ich sofort (und mache instinktiv einen Schritt von der Grasnabe zurück - besser Abstand halten zum Dickicht!).

Am Pa-hay-okee-Trail machen wir noch ein paar Bilder, dann beschließen wir angesichts der fortgeschrittenen Stunde aber, nun bis Flamingo durch zu fahren. Tun wir. Der Ort besteht nur aus einem Visitor-Center (niemand zu Hause, aber offen) und einem Hafen. ABER: Moskitos!! Au weia!!

Wir steigen aus dem Auto und schon fallen sie über uns her. Im Nu hat Gabi mir 5-10 aus dem Gesicht gewischt, so schnell kann ich gar nicht gucken. Nicht, das wir nicht mit Moskitos grundsätzlich gerechnet hätten. Bisher war es aber völlig ruhig, nur hier drehen die total am Rad. Ernsthaft. Wir sind die 50 Meter bis zum Visitor Center gelaufen und haben uns in einem fort mit beiden Händen über Kopf, Arme, Beine und Hände gewischt. Ständig hast du diese Viecher zermatscht. Überall Blut und schwarze Moskitomatsche. Ekelhaft. Im Visitor Center das gleiche Spiel. Schnell ein Foto vom „Mosquito Meter“ gemacht - heute ist wohl „mittlere Stufe“ - was ist, wenn die höchste erreicht ist? Dann bleibt nix über von dir. Es ist nicht auszuhalten. Wir sind vielleicht 10 Minuten in Flamingo, dann sitzen wir wieder im Auto. Gabi zermatscht alles, was uns in den Wagen gefolgt ist (und das sind viele) - weg hier!

Die 75 km zurück zum Best Western vergehen zügig. Zimmer wie immer klasse, Best Western-Standard und das für 58 $ - super! Wir packen aus, es dämmert schon. Der Rezeptionist hat ein Chinarestaurant (hatten wir nach gefragt) empfohlen. Wir fahren die paar Kilometer und essen lecker zu Abend. Ab und zu gucken verkleidete Kinder rein: „Trick or treat!“ Es ist Halloween und so was von entspannt! Schön!

Morgen fahren wir für zwei Nächte nach Key West. Auf den Florida Keys wird es auf Hin- und Rückfahrt bestimmt einiges zu sehen geben und wir kommen zum Abschluss des Urlaubs noch mal an Beaches. Hoffentlich passt das Wetter - die Vorhersage für morgen und übermorgen ist jedenfalls gut! Wir freuen uns drauf!

Tagesetappe: 312 Kilometer
Übernachtung: Best Western Gateway to the Keys***, Florida City, Florida

"Puppy 1 & 2"

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Alligator "Puppy 1" am Marsh Trail, en Thousand Islands NWR, Everglades, Florida

Zum Frühstück gibt es den Rest der Calzone von gestern Abend (ja, das war die mit dem sanften „s“!) mit Kaffee; später noch einen Müsliriegel. Wir packen unseren ganzen Kram zusammen, ich mache noch ein paar Bilder am HideAway Village, dann heißt es hier Abschied nehmen. Die ersten Meilen entsprechen denen von gestern zum Outlet - daher kennen wir die wunderbare Wohngegend mit den hübschen Briefkastenhaltern schon. Da gibt es Delfine, Frösche, Angler, Manatees, Störche, Seepferdchen, Surfbretter und vieles mehr, in das liebevoll die typischen amerikanischen Briefkästen eingearbeitet sind. Leider können wir dort keine Bilder machen, da die Straße zu stark befahren ist.

35 mi südlich erreichen wir Naples, einen wohlhabenden Küstenort. Der Name ist angelehnt an „Neapel“; die Stadt ist durchzogen von vielen Kanälen, in denen die Yachten der Anwohner „parken“. Wir navigieren gleich ins Zentrum der Stadt. Old Naples befindet sich um die 5th Ave South herum. Dort gibt es neben sehr netten Wohnhäusern auch Galerien, teure Boutiquen, Restaurants und Straßencafes. Palmen säumen den weißen Sandstrand mitten in der Stadt, der sich meilenlang fortsetzt. Nach einem kurzen Spaziergang an der Beach erreichen wir den Pier, der hier 300 Meter weit ins Meer hinein ragt. Viele Angler sind am Start. Es ist Sonntag morgen und so sind Väter mit ihren Söhnen beim Fischen - aber auch so manche Lady zieht hier einen Fisch an Land.

Die obligatorischen Pelikane und Kleinvögel jagen ebenfalls, was das Zeug hält. Uns gefällt es wieder sehr, einfach zuzusehen und die Seele baumeln zu lassen. Sogar Delfine lassen sich sehen zur Feier des Tages. Nur wenige Schritte von der Pier entfernt stoßen wir (planmäßig) auf das hübsche „Palm Cottage“. Die ist das älteste Gebäude der Stadt. Das weiße Haus steht in einem grünen Garten und stimmt uns schon mal ein auf die Architektur und Atmosphäre von Key West.

Wir haben in den letzten Tagen schon viele nette Orte kennen gelernt - Old Naples gefällt uns aber ungemein gut; vielleicht bisher am besten. Das kann natürlich auch daran liegen, dass es hier am Sonntag morgen so verdammt gemütlich zugeht. Zum Abschluss unseres Besuchs holen wir uns im „Bad Ass Cafe“ noch zwei super leckere Kona-Coffee-Latte - das ist der gute, kräftig schmeckende Kaffee aus Hawaii.

Weiter geht es auf dem Tamiami-Highway #41 S. Dass wir nun durch die Everglades rollen, ist nicht zu übersehen. Rechts und links der Straße nur grüne Fläche, wie immer mit viel Wasser - jetzt aber im typischen Everglades-Look. Ich meine in einem Wasserloch einen Alligator gesehen zu haben und drehe deshalb mal um. Fehlanzeige; auf dem Rückweg haben wir aber eine Einfahrt zu einem ausgewiesenen Trail gesehen, den wir gar nicht auf der Rechnung hatten.

Kurz entschlossen stellen wir das Auto ab, schnappen uns unsere Kameras und erkunden das „Ten Thousand Islands National Wildlife Refugee“ auf dem „Marsh Trail“. Puh, heiß hier in der Mittagssonne! Und einsam ist es wieder; kein Mensch zu sehen. Der Wanderweg führt wie gewohnt am Wasser entlang. Da erreichen wir einen kleinen Aussichtsturm und als ich gerade ein Bild von Gabi mit diesem kleinen Bauwerk mache fuchtelt sie mit den Armen: da hat sie doch tatsächlich auf der anderen Wegseite unseren ersten freischwimmenden Alligator gesehen. natürlich versuchen wir, ein paar Bilder zu machen. Da kommt ein älteres Paar auf dem Fahrrad daher, wir zeigen stolz unsere Entdeckung und was sagt er? „It’s a puppy Alligator!“ Ein „Püppchen-Alligator!“ Frechheit. Nun ja - er verspricht uns, dass wir morgen deutlich größere Brocken zu sehen bekommen werden. Ist ja ok - ich fand „Puppy“ dennoch klasse!

Nur noch 25 Kilometer, dann erreichen wir Everglades City. Klingt imposant, ohne Zweifel. Aber: was ist das hier für ein armseliges Nest! Kein Problem - aber wenn das hier eine „City“ ist, dann war „Puppy“ ein Monster! Es gibt ein paar Häuser - und sonst fast nichts. Aber eine City Hall (Rathaus) haben die hier als wären sie Washington DC.

Nun ja - unser Bed & Breakfast ist größer als gedacht; unser Zimmer richtig gut. Die Dame an der Rezeption sagt, dass „Speedy’s Airboat Tours“ gleich nebenan sehr gut sei; gute Fahrer, max. 6 Leute pro Boot, Fahrt durch die Mangroven und über das Grasland - perfekt. Sie bucht uns mit Rabatt für 45 Minuten später dort ein. Klasse - das war unser letzter geplanter Programmpunkt für heute.

Wir gehen etwas früher rüber und da noch Platz auf einem früheren Boot ist sitzen wir in Null Komma Nix auf einem dieser Propellerboote. Gabi hinter mir, ich vorne. Ohrschützer auf (die Boote sind höllisch laut) und ab geht die wilde Sause mit Jeff, unserem Kapitän. Das ganze gefällt uns richtig gut; es geht ab wie erwartet. Durch enge Mangrovenkanäle und mit full speed über das Grasland. Zwischendurch mal ein 360 Grad Power-Slide; eine Mischung aus Naturerlebnis und Achterbahn. Auch hier sehen wir einen Alligator dösen - „Puppy 2“ würde ich mal sagen. das sind tolle 60 Minuten, die wir nicht vergessen werden - so was macht man ja nicht alle Tage.

Eine echte Empfehlung für diese Gegend sind die täglich frisch gefangenen „Stone Crabs“. Gemeint sind große Scheren der Krabben, die nach dem Fang gekocht werden. Die Scheren genießt man kalt mit Zitrone oder Butter. Nun gut: kennen wir nicht - müssen wir kennen lernen. Nach einem Kurzbesuch des Gulf Coast Visitor Center des Everglades NP hier im Ort kehren wir im „The Oyster“ ein und fragen dort eben nicht nach Austern, sondern nach frischen „Stone Crab“ in der Vorspeisenvariante. Kurz darauf stehen 6 dieser Scheren vor uns. Von der Bedienung lassen wir uns eine Anleitung geben - lecker!! Das war echt was Feines - nicht zum satt werden, aber sehr schmackhaft, besonders mit Zitrone.

Zurück zum Zimmer, Auto abstellen. Jetzt noch was richtiges zwischen die Zähne, bevor es dunkel wird und die Moskitos kommen. In der Nachbarschaft soll es ein Grillrestaurant geben - haben sie gesagt. „Beim gelben Auto rechts“ haben sie gesagt. Mensch Meier - so was habe ich noch nicht gesehen. Es gibt das gelbe Auto wirklich - das gesamte Umfeld inkl. Restaurant kann man aber nur mit „skuril“ bezeichnen. Immerhin sitzen wir direkt am Wasser. Burger und Fisch-Sandwich sind aber eher mittelmäßig. Satt werden wir natürlich dennoch.

Nun ist es dunkel, wir haben den Pool direkt vor unserer Tür ausprobiert; Schwimmbewegungen gehen bei Gabi aber nun doch noch nicht. Klasse ist, dass der Pool komplett von einem Moskitodach überspannt ist. Wäre sonst wahrscheinlich auch gar nicht machbar. Wenn wir dem Reiseführer glauben, wird man nach Sonnenuntergang hier gleich von den kleinen Biestern aufgefressen, wenn man rauskommt. Also bleiben wir drinnen.

Nun gibt es noch ein Glas Wein und vielleicht einen Film im Fernsehen. Morgen folgt „Everglades - Teil 2“ mit der Tour in den Nationalpark. Gute Nacht!

Tagesetappe: 108 Kilometer
Übernachtung: Ivey House B&B, Everglades City, Florida
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